Backmattenkekse - Hundeleckerlis einfach selbst gebacken
Bei der Frage nach dem „richtigen“ Hundefutter gehen die Ansichten bekanntlich weit auseinander. Schon allein die Frage, was für den Hund gesund und/oder artgerecht ist, kann hitzige Debatten starten und Freundschaften beenden. So auf das Thema aufmerksam geworden, stolperten wir bei der Frage nach dem „richtigen“ Leckerchen erst recht über die zumeist noch deutlich ungenauer und unvollständiger ausfallenden Deklarationen auf dem ausufernden Markt an Kauf-Belohnungen und haben uns daher nach einer Alternative umgesehen. Für uns lautet sie: Selber backen!
Doch warum überhaupt der ganze Aufwand? – Das klingt erst einmal nach viel Arbeit, hält sich insgesamt aber im Rahmen und bietet zudem mehrere Vorteile:
Bei den selbst produzierten Keksen, Lerckerl, Treats oder eben Belohnungshappen, weiß man genau, welche Zutaten enthalten sind, kann durch einfache Anpassungen auf die Vorlieben des Hundes Rücksicht nehmen und so Belohnungshappse unterschiedlicher Wertigkeit leicht selbst herstellen. Dabei ist es auch möglich durch die Wahl der Fleischsorten oder der Teigzutaten nicht nur auf eventuelle Allergien oder Unverträglichkeiten des Hundes Rücksicht zu nehmen, auch im Rahmen einer vielleicht notwendigen Ausschlussdiät muss im Training auf die motivierende Futterbelohnung nicht verzichtet werden. Und spätestens im Sommer vermisst man die schmierigen Fleischwurst- und Käsestückchen in den Taschen ganz sicher nicht mehr.
Und so aufwändig ist das Ganze auch nicht. Die Teige lassen sich in wenigen Minuten zusammenmixen und an einem Back-Nachmittag lassen sich leicht genug Lecker produzieren, um über Wochen einen Vorrat zu haben.
Was braucht man dafür?
Nicht sehr viel: Ein Standmixer zum Zerkleinern der Zutaten und zum Verrühren zu einem sämigen Teig erleichtert die Arbeit ungemein, aber auch ein Pürierstab kann hierfür ersatzweise herhalten. Backmatten oder Förmchen aus Silikon zum Formen und Ausbacken der Treats und natürlich ein Ofen sind unabdingbar. Ein Dörrautomat für das Nachtrocknen für die längere Haltbarkeit ist ideal aber optional und kann durch den Backofen oder Lufttrocknung substituiert werden.
Die richtige Backmatte
Backmatten in den unerschiedlichsten Formen und Farben gibt es von diversen Anbietern und Herstellern. Schon allein mit diesem Thema könnte man ganze Seiten füllen. Für uns am zweckmäßigsten haben sich die klassischen Kugelmatten erwiesen. Es gibt sie mittlerweile in unterschiedlichen Größen von 1 cm, 1,5 cm und 2 cm. Die 1 cm haben wir in der Welpenzeit genutzt, mitterweile verwenden wir bei unserem jungen Rüden die aus der 1,5 cm für das Clickern und als Trainingbelohnung die aus der 2 cm Matte. Aber auch Matten mit diversen Motivformen sind erhältlich, sodass für jeden Geschmack von Frauchen oder Herrchen etwas zu finden sein sollte.
Die Wahl der richtigen Größe ist auch vom Fress- und Schlingverhalten abhängig. Wenn die Belohnungskekse zu klein sind, kann sich der Hund schnell verschlucken! Sind sie zu groß, ist die Aufmerksamkeit des Hundes im Training vielleicht zu lang bei der Belohnung und nicht beim Handler.
Wichtig bei der Auswahl der Matte ist es, darauf zu achten, dass diese bis mindesten 220°C hitzebeständig ist! Denn es gibt wirklich schönere Beschäftigungen, als verlaufenes Silikon und verbrannten Teig aus dem Backofen zu kratzen…
Vor dem ersten Backen empfiehlt es sich, die neuen Backmatten erst einmal per Hand oder im Geschirrspüler abzuwaschen und dann mit einem Dummy-Teig ein Blindbacken durchzuführen. Der Blindteig besteht aus einem Gemisch mit 60% Wasser und 40% Mehl. Er wird in die Formen gefüllt und bei max. 180°C sehr braun gebacken. Damit sind die neuen Formen bereit zum Backen und evtl. Schadstoffe oder Produktionsrückstände aus dem Herstellungsverfahren sind in den Blindteig übergegangen. Der ausgebackene Blindteig sollte dann über den Rest-/Haushaltsmüll entsorgt werden.
Auch wenn Silikon-Backmatten sehr temperaturbeständig sind, sollten diese immer auf ein Rost oder ein Blech gelegt werden! Der Backofenboden wird in der Regel so heiß, dass diese sonst schmelzen würden.
Ist die Matte vorbereitet, kann es jetzt an die Zusammestellung der Teigzutaten gehen.
Teigherstellung und die Basis-Rezeptur
Für die Teigherstellung wird ein Mixer oder Pürierstab benötigt um alle Zutaten miteinander fein zu zerkleinern und einen sämigen Teig herstellen zu können.
Zutaten
250g „Geschmack“ nach Wahl
250g Mehl nach Wahl
4 Eier
1 EL Öl
Flüssigkeit nach Bedarf
Als „Geschmack“ kann alles verwendet werden, was Euer Hund gerne mag und fressen darf – sprich von Fisch, Fleisch, Wurst, Käse, Obst bis Gemüse und auch Dosenfutter ist alles möglich. Es empfiehlt sich Fleisch und Fisch im Vorfeld vorzugaren (kochen, braten, dünsten) und auf stark sehniges oder knorpeliges Fleisch zu verzichten, da bei vielen Mixern oder Pürierstäben sich die Fleischfasern um die Klingen wickeln und so die Geräte überfordern und den Geist aufgeben lassen. Auch Wurzelgemüse wie Karotten lassen sich im gekochten Zustand besser verarbeiten.
Zubereitung
Es ist in der Regel empfehlenswert mit einer 1:1 Mischung aus zwei verschiedenen Mehlen – wie zum Beispiel 125g Kartoffelmehl und 125g Buchweizemehl – zu arbeiten. Da Buchweizen- und Reismehl nicht immer einfach zu bekommen sind, kann auch ohne Probleme mit 250g Kartoffelmehl gebacken werden (Speisestärke aus Kartoffeln). Auch andere Mehle wie Weizenmehl, Dinkelmehl, Maismehl oder zarte Haferflocken usw. können verwendet werden, solange der Hund diese verträgt. Es ist zu bedenken, dass vorallem die exotischen Mehle wie Kokos-, Leinsamen- oder Hanfmehl nicht 1 zu 1 austauschbar sind (40g Kokosmehl entspricht 100g ‚normalen‘ Mehl). Möchte man mit sowas backen, ist es besser sich von den allgemeinen Gewichtsangaben zu lösen und Löffel für Löffel Mehl hinzuzugeben bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist.
Hat man keine Eier im Haus oder einen Allergiker, kann ein Ei auch durch eine ½ Banane, 75g Apfelmus oder 1 EL Chia- oder Leinsamen, die in 2-3 EL Wasser eingeweicht wurden, ersetzt werden.
Für das Backen sollten Öle mit einem hohen Rauchpunkt verwendet werden. Zu empfehlen ist hier Kokosöl oder Butterschmalz. Ungeeignet sind kaltgepresste Oliven-, Lein-, Distel- etc. oder klassische BARF-Öle, da diese aufgrund der hohen Temperaturen ihre wertvollen Inhaltsstoffe verlieren.
Als Erstes werden die Eier mit dem Mixer kurz aufgeschlagen, dann die ‚Geschmack‘-Komponenten hinzugegeben und unterpüriert. Schließlich gibt man das Mehl löffelweise hinzu bis ein sämiger Teig enstanden ist.
Ist der Teig noch zu fest, wird mit Wasser, Milch oder auch mit der beim Kochen entstehenden Fleisch- oder Gemüsebrühe die Konsistenz angepasst, bis diese mit der eines Pfannkuchenteiges vergleichbar ist. Sollte man ausversehen zuviel Flüssigkeit verwenden, kann man mit ein paar Esslöffel Mehl die Konsistenz wieder anpassen.
Ist der Teig fertig verrührt, kann er für ca. 1 h in den Kühlschrank, damit sich die beim Pürieren eingearbeitete Luft lösen kann. Das ist kein zwingend erforderlicher Schritt, verhindert aber später Luftblasen in den Keksen.
Wer farbige Leckerlis möchte, kann mit Spirulina, Sonnenchlorella oder Spinatpulver, rote Beete-Pulver und/oder Kurkuma den Teig einfärben. Für das besondere Geschmacks- und Geruchserlebnis können Mutige auch zum Teil mit Pansenmehl arbeiten. Es ist hart … aber Eure Hunde werden Euch dafür lieben!
Steht der Teig, können der Ofen vorgeheizt und die Matten befüllt werden.
Das Füllen und Backen
Damit sich die Leckerlis nach dem Backen noch besser aus den Matten lösen, können die Backmatten vor dem Befüllen in kaltem Wasser eingelegt oder damit ausgespült werden. Auch Backtrennspray kann verwendet werden.
Um Luftlöcher in den Keksen zu vermeiden sollte der Teig nach dem Mixen/Pürieren im Kühlschrank für ca. 1 h stehen gelassen und vor dem Befüllen nur noch mal mit dem Kochlöffel durchgerührt werden. Da der Teig recht flüssig ist, läuft er allein in die Mulden und kann mit Hilfe eines Teigschabers verteilt werden. Wichtig ist, das die Mulden deutlich voneinander abgegrenzt sind und kein überschüssiger Teig auf der Matte verbleibt, sonst kann es passieren das die Kekse aneinander kleben. Wenn der Teig in die Matten gefüllt ist, kann die Matte zusätzlich leicht auf die Arbeitsfläche geklopft oder über diese gezogen werden, sodass sich die restlichen Luftblässchen aus dem Einfüllvorgang lösen können.
Ungefähre Backzeiten für 150°C/Umluft
1,0 cm ca. 40 – 50 min
1,5 cm ca. 50 – 60 min
2,0 cm ca. 70 – 80 min
Achtung! – Bitte habt beim ersten Backen immer einen Blick auf Euren Ofen. Jeder Herd verhält sich bezüglich seiner Temperatur- und Wärmeverteilung etwas anders. Gegenebenfalls muss die Temperatur oder die Backzeit angepasst werden. Die Backzeit ist stark abhängig von der Feuchte des Teigs und natürlich auch von der Förmchengröße Eurer Matte. Also ab und an immer mal wieder nachschauen, wie weit die Kekse sind.
Die Leckerlis sind fertig, wenn Sie sich leicht aus der Matte lösen. Eventuell ist es notwendig – wenn die Kekse noch viel Restfeuchte haben – diese im Backofen oder energiesparender in einem Dörrautomat noch einmal nachzutrocknen, damit sie länger haltbar sind. Für das Nachtrocknen im Backofen legt ihr die losen Leckerlis ohne Backmatte auf ein Backblech und gebt sie bei 50-80°C – idealer Weise Umluft – nochmal in den Ofen. Damit die Feuchtigkeit entweichen kann, ist die Ofentür mit Hilfe eines Holz-Kochlöffels einen Spalt offen zu halten. Die Nachtrocknungszeit kann in Abhängigkeit von der Restfeuchte von ca. 30 min bis zu 2 h und mehr variieren. Eine energiesparende Alternative ist das Umfüllen der losen Kekse in Obst- und Gemüsenetze, die im Winter an die Heizung oder in Sommer an einen warmen, trocknen und luftigen Ort aufgehangenen werden können, wo der Hund sich nicht selbst bedienen kann. Sind die Kekse duchgetrocknet, sind sie bei entsprechender Lagerung ohne Probleme mindstens bis zu 4 Wochen und länger haltbar.
Wer weiche Kekse möchte spart sich das Nachtrocknen und kann die Kekse in einer Dose oder einem Beutel einfrosten. Bei Bedarf kann die gewünschte Menge immer wieder aufgetaut und zeitnah verfüttert werden.
Da die Möglichkeiten der Rezeptgestaltung vielfältig und die Formenauswahl gigantisch sind, findet sich hier sicherlich für jedes Team etwas Passendes.
Inspirationsvorschläge für die Basis-Rezeptur
1. Banane-Limburger | 2. Huhn und Möhre | 3. Rind mit Petersilie |
125 g reifer Limburger Käse 125 g reife Banane 125 g Kartoffelmehl 125 g Buchweizenmehl 4 Eier 1 EL geschmolzenes Kokosfett Wasser nach Bedarf Optional Kokosflocken |
125 g gekochtes Hühnchen 125 g gekochte Möhre 125 g Kartoffelmehl 125 g Reismehl 4 Eier 1 EL geschmolzenes Kokosöl Wasser/Brühe nach Bedarf |
200 g Rindermuskelfleisch (gegart) 50 g Petersilie 125 g Kartoffelmehl 125 g zarte Haferflocken 4 Eier 1 EL geschmolzenes Butterschmalz Wasser/Brühe nach Bedarf |
Weitere Rezeptvarianten
Hüttenkäse-Bällchen
3 Eier
1 EL Öl nach Wahl
Backzeit: ca. 25 – 30 Min bei 160°C Umluft
Hier handelt es sich um eine Rezeptur, bei der die Kekse beim Backen stark aufgehen und an Volumen gewinnen!
Körniger Frischkäse wird auch oft als Hüttenkäse bezeichnet, die dabei verwendete Fettstufe ist für das Ergebnis nicht wichtig und nur eine Frage des persönlichen Geschmacks. Alle Zutaten werden mit Hilfe eines Mixers miteinander fein püriert bis ein feiner sämiger Teig enstanden ist. Eine weitere Zugabe von Flüssigkeit ist normalerweise nicht nötig. Um ein Einfallen der Kekse zu verhindern, sollte während des Backens der Ofen nicht geöffnet werden. Erst gegen Ende der Backzeit wenn die Kekse eine schöne leichte bräunliche Färbung angenommen haben, sollte man den Backofen öffnen. Die angegebene Menge reicht für ca. zwei Backmatten (1,5 cm).
Parmesan-Kracker
Zutaten:
100g fein geriebener Parmesan
Hierbei handelt es sich um ein Rezept, das ohne Mehl auskommt und sich auch gut ohne Mixer oder Pürierstab herstellen lässt.
Es empfiehlt sich beide Zutaten mit einem Schneebesen miteinander zu vermischen. Es entsteht dabei ein im Vergleich etwas zäher Teig, der von der Menge ungefähr für eine komplette Matte (1,5 cm) aussreicht. Das Backen ist jedoch ein etwas knifflige Angelegenheit, da sich die Teigmasse ohne Mehl beim Backen wie ein Souffle verhält. Der Ofen darf während des Backens nicht geöffnet werden, sonst fallen die Kekse zusammen. Die Kekse lieber ein bisschen länger backen, bis sie eine schöne, leichte, appetittliche Bräunung erhalten haben.
Kokos-Buttermilch-Kekse
Zutaten:
250g Buttermilch200g Kartoffelmehl
50g Kokosflocken
Ein weiteres Rezept, das sehr gut ohne Mixer oder Pürierstab zubereitet werden kann und von sich aus kein Ei benötigt. Alle Zutaten mit einem Schneebesen zu einem Teig verrühren. Die angegebene Menge reicht für ca. zwei Backmatten (1,5 cm).
GENERELL GILT:
Die Optik ist immer nur für den Menschen. Hunde sind weniger oberflächlich und konzentrieren sich auf das Wichtigste: den Geschmack.
Alle im Folgenden vorgestellten Rezepte sind erprobt und sind durch die strenge Prüfung und Qualitätssicherung unseres chef dégustateurs Franjo von Canis Lupus Pallipes gegangen. Sie werden auch von Hunden aus dem Sportverein, der Hundeschule und der Nachbarschaft gut bis begierig angenommen.
Wer sich in die Thematik vertiefen oder weitere Anregungen holen möchte, dem sei die folgende Facebook-Gruppe wärmstens empfohlen:
BackmattenFreaks – Rezepte für Hundekekse
Man kann dort in den hinterlegten Dateien eine große Vielzahl an Rezepten und viele Informationen finden. Oder kann auch in der einschlägigen, zugehörigen Literatur fündig werden:
Backmatten-Leckerli: Lieblingsrezepte aus der Gruppe „BackmattenFreaks“ (ISBN-10: 1549873490)
Backmatten-Leckerli 2: Mehr Lieblingsrezepte aus der Gruppe „BackmattenFreaks” (ISBN-10: 1980415501)