Ein Belgier und seine Dummys

Traditionell kommt die Dummyarbeit aus Großbritannien und ist eigentlich das Resort der Retriever und anderer Jagdhunderassen, die für die Jagd zum Apportieren ausgebildet und eingesetzt werden. Prinzipiell kann aber jeder Hund mit Spaß an der Zusammenarbeit mit seinem Menschen – unabhängig von Rasse und Größe – große Freude an der Dummyarbeit finden.

Der Dummy stellt bei dieser Trainingsvariante in abstrakter Form das zu apportierende Wild da. Mit seiner Hilfe kann der Hund im Markieren, Suchen und Apportieren trainiert werden. Die Arbeit ist dabei für den Hund körperlich und geistig sehr anspruchsvoll, er kann seine Genetik ausleben und wird dabei in Steadiness, Konzentration und Teamfähigkeit gefordert und gefördert. Mittlerweile hat sich das Dummytraining als eigenständige Disziplin etabliert und auch Nicht-Retriever können mit ihrem menschlichen Teampartner in Prüfungen ihren Trainingsstand unter Beweis stellen. Für die Absolvierung eines sogenannten Working-Tests ist Schussfestigkeit jedoch eine zwingende Voraussetzung.

 

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Die Dummyarbeit lässt sich grob in drei Teilbereiche gliedern, die sich an den unterschiedlichen Situationen bei der Jagd orientieren:

Freiverlorensuche

In einem vorher festgelegten Gebiet – Größe, Gelände und Witterung sind abhängig vom Ausbildungsstand des Hundes – liegen mehrere Dummys verteilt. Aufgabe ist das selbständige und systematische Absuchen des Suchfeldes durch den Hund, wobei weder er noch sein Mensch die Liegestellen kennen. Der Hund muss dabei eine große Ausdauer zeigen und intensiv mit der Nase und dem Wind arbeiten, um die Dummyliegestellen zu finden. Im Normalfall wird nur vom Hundeführer eingegriffen, wenn der Hund das Suchgebiet verlässt.

Markieren

Diese Arbeit entspricht grob vereinfacht dem Jagen auf Sicht. Beim Markierapport hat der Hund die Aufgabe, die Fallstelle anhand der Flugbahn zu erkennen und sich einzuprägen. Er lernt, Entfernungen richtig einzuschätzen und die Fallstelle auch bei einer unterbrochenen Flugbahn sicher zu finden. Außerdem sollte er fortgeschrittener in der Lage sein, sich eine Fallstelle über einen längeren Zeitraum hinweg zu merken. Oft werden auch mehrere Dummys hintereinander geworfen. Der Hund soll sich die Fallstellen merken und darf und soll die Dummys erst auf Signal hin apportieren. Dies erfordert ein hohes Maß an Impulskontrolle und Gehorsam. Die Schwierigkeitsstufe steigt mit der Anzahl der Dummys und dem Gelände. Bei mehreren Dummys muss der Hund längere Zeit warten und sich mehrere Fallstellen merken. Bei anspruchsvollem Gelände sieht der Hund manchmal die Flugbahn nur zu einem Teil, wenn die Dummys beispielsweise hinter einen Hügel oder eine Hecke, in ein Gestrüpp oder in ein Gewässer fallen. Wichtig ist beim Markierapport die Fähigkeit des Hundes, statt des Geruchssinns vornehmlich die Augen zu nutzen.

Einweisen

Ist die hohe Kunst der Dummyarbeit und setzt eine enge Zusammenarbeit zwischen Mensch und Hund voraus. Der Mensch weiß, wo der Dummy liegt, der Hund jedoch nicht! Der Hund lernt sich mittels verschiedener Pfeifensignale auch auf große Entfernungen zum Dummy hinleiten zu lassen und darf sich dabei durch andere Witterungen nicht ablenken lassen. Genannt seien hier das Vorauslaufen in gerader Linie, verschiedene Richtungssignale, der Stopp- und der Suchen-Pfiff. Diese Art der Distanzkontrolle erfordert viel Trainingszeit, einen kleinschrittigen, gut durchdachten Trainingsaufbau und vor allem das Vertrauen des Hundes in seinen Menschen.

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Apportieren – Grundlegendes zum Aufbau

Die ersten Trainingsschritte können im Garten oder auf dem Hundeplatz aufgebaut werden. Zu Beginn wird dem Hund das Aufnehmen, Festhalten und Tragen von Gegenständen vermittelt und das Interesse am Dummy geweckt. Sollte der Hund am Anfang wenig Motivation für den Dummy zeigen, kann man den Weg über andere Apportiergegenstände gehen – beispielsweise mit einem interessanten Spielzeug. Im Weiteren lernt der Hund, dass es sich für ihn lohnt, den Dummy zum Menschen zu bringen. Als Belohnung können hochwertige Belohnungshappen, für den Hund erstrebenswertes Spielzeug oder auch ein gemeinsames Spiel mit dem Partner Mensch dienen. Ein weiterer Schritt ist das Erlernen des ruhigen und korrekten Tragens des Dummys. Schütteln oder Knautschen des Dummys oder das Weglaufen mit dem Dummy im Maul sind eigentlich unerwünscht. Zusammengefasst ist das Apportieren also eine Kette verschiedener Verhaltenselemente. Es bietet sich daher an, jeden dieser einzelnen Schritte unabhängig voneinander zu erarbeiten, zu festigen und später zu einem Ganzen zusammen zu führen. Das kann zum Beispiel wie folgt aussehen:

  • den ‚Dummy‘ festhalten
  • den ‚Dummy‘ vom Boden aufnehmen und in die Hand geben
  • den ‚Dummy‘ ein Stück tragen
  • den ‚Dummy‘ zum Menschen tragen
  • zum ‚Dummy‘ hinlaufen
  • den ‚Dummy‘ über längere Zeit ruhig im Maul halten
  • Aufbau eines Wortsignals für das Apportieren
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Da alle Hunde auch in ihrem Lernverhalten unterschiedlich sind, gibt es nicht den einen, richtigen Trainingsweg. Achtet darauf, was Euer Hund vielleicht von selbst schon anbietet. Bei alledem ist es äußerst wichtig, den Hund in keiner Weise zu überfordern, da er sonst schnell die Lust an der Arbeit mit den Dummys verlieren könnte. Zudem empfiehlt es sich einen Hundetrainer mit Erfahrung in der Dummyarbeit oder ein geeignetes Fachbuch zu konsultieren (siehe Buchempfehlung). Mit der Zeit wechselt man den Trainingsort und trainiert an verschiedensten Orten – in Wald, Feld oder Wiese, erst ohne später mit Geländeübergängen oder bei Wasserfreunden mit entsprechenden Dummys auch im Uferbereich. Wichtig!  – Das Dummytraining im schwierigen Gelände eignet sich nur für Hunde, die die notwendige körperliche Fitness und den erforderlichen Ausbildungsstand mitbringen.

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Am Anfang und im Zentrum des Trainings sollten Spaß und Begeisterung im Vordergrund stehen! – Detailverliebtheit und die perfekte, korrekte Ausführung sind erst deutlich später – wenn überhaupt – notwendig. Die Freude an der gemeinsamen Arbeit sollte für alle Beteiligten – Mensch wie Hund – das Training auszeichnen!

 

Mehr als nur ein Fachbegriff: Steadiness

Oder auch Standruhe genannt, ist ausgesprochen wichtig für die Dummyarbeit. Sie beschreibt die Beständigkeit des Hundes, abgesetzt oder abgelegt abwarten zu können, bis der Mensch die Übung beginnen lässt. Es ist enorm wichtig, dass der Hund ruhig und gelassen abwarten kann, bis der Dummy ausgeworfen, gelegt, oder von einer anderen Person versteckt wurde. Der Hund soll immer erst auf Kommando des Hundeführers apportieren. Das Training der Steadiness sollte dabei langsam und kleinschrittig aufgebaut werden. Das hierbei Erlernte kann dem Hund auch im Alltag weiterhelfen.

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Die Ausrüstung für den Anfang - Was braucht es?

Predummy

Zu Beginn haben wir das Apportieren mit dem Futterbeutel aufgebaut. Dafür dient eine kleine, mit hochwertigen Belohnungshappen gefüllte Tasche, die so verschlossen ist, dass der Hund diese alleine nicht öffnen kann. Er dient dazu das Interesse des Hundes am Dummy zu wecken und ihm beizubringen, dass sich das Zurückbringen des Dummys immer lohnt.

Dummys

Gibt es in unterschiedlichen Größen, Gewichten, Formen und noch mehr Farben. Nach dem Einstieg mit dem Futterdummy sind wir später auf 300 g-Dummys umgestiegen. Ein Standard-Dummy wiegt normalerweise 500 g, da wir aber keine sportlichen Ambitionen haben und wir die Dummy im Rucksack auch meist noch ein gutes Stück mit in den Wald hinein- und anschließend wieder heraustragen, war das für uns ein guter Kompromiss. Unsere bevorzugten Farben sind blau und weiß für Aufgaben bei denen Franjo den Dummy gut sehen soll (Markieren), sowie für die Nasenarbeit orangerot und grün (Freiverlorensuche). Dies berücksichtigt das Farbsehvermögen der Hunde. Rot bzw. Orange- und Grüntöne können Hunde nur schwer auseinanderhalten. Sie haben aber einen sehr ausgeprägten Sinn für Blautöne. Außerdem können Hunde unterschiedliche Grautöne viel besser differenzieren als wir Menschen.

Retrieverleine

Auch Moxonleine genannt, ist die klassische Leine für die Dummyarbeit. Halsband und Leine sind aus einem Stück. Sie ist gut dafür geeignet den Hund schnell an- und abzuleinen, vor allem dann, wenn der Hund in sehr unwegsamen Geländen mit viel Unterholz weder Geschirr noch Halsband tragen sollte. Unsere Retrieverleine ist aus Biothane, 2 m lang und mit zwei Zug-Stopps versehen. Biothane ist bei uns meist das Material der Wahl, da es schnell und einfach zu reinigen und obendrein robust ist.

Pfeife

Ist ein hilfreiches Instrument für Fortgeschrittene, um den Hund beim Einweisen mittels verschiedener, klarer Pfeifensignale auf Distanz lenken zu können. Wir selbst benutzen eine ACME-Kunststoffpfeife, stecken hier aber noch in den Anfängen. Bis jetzt haben wir uns das Rückruf- bzw. Abbruchsignal mit der Pfeife aufgebaut.

Wassernapf und Decke

sind wichtig für eine Pause. Wenn der Hund zu aufgeregt ist, um sauber und konzentriert zu arbeiten, wird eine Pause eingelegt und ruhiges Verhalten mit einer Kaubelohnung bestätigt. Neben geeigneter, wetterfester Kleidung (mit großen Taschen) lohnt ein Rucksack um alles transportieren zu können.

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Franjo und die Dummys

Wir haben die Dummy-Arbeit im Rahmen des grundlegenden Anti-Jagd-Trainings kennengelernt und für uns entdeckt. Seitdem frönen wir mit Franjo dem Dummyfieber, wenn wir gemeinsam in Wald und Flur unterwegs sind. Für uns ist es neben dem Obedience-Training und dem Longieren ein weiteres Hobby geworden, das wir sehr zu schätzen wissen und dem wir ab und an nachgehen. Das Schönste an der Dummyarbeit ist, mit dem Hund in der Natur unterwegs zu sein und gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen. Ähnlich wie das Longieren ist auch die Dummyarbeit für Franjo ausgesprochen selbstbelohnend.

Aber wie sind wir dazu gekommen?

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Franjo hatte – für unsere geliebte Rasse nicht untypisch – einen ausgeprägten Jagdtrieb. Denn das Hüten, welches den Schäferhunden tief in den Genen liegt, basiert auf nichts anderem als dem Jagen. Nur durch die Selektion des Menschen und die damit einhergehende genetische Veranlagung zeigen nicht mehr alle Hunde eine vollständige Jagdsequenz.

Als Junghund hat uns Franjo mit seinem schlagartig erwachten und ausgeprägten Jagdtrieb ziemlich auf Trab gehalten. Da wir keine Schafe zum Hüten haben, um den Trieb in die richtigen Bahnen zu lenken, haben wir uns auf Rat der Hundetrainerin unseres Vertrauens entschieden, Franjo diesen Trieb über die Dummyarbeit in kontrollierten Bahnen ausleben zu lassen. Franjo jagt bevorzugt auf Sicht und ist für Bewegungsreize besonders empfänglich. Er liebt das Hetzen der Dummys, zeigt aber auch bei der Freiverlorensuche eine hohe Motivation und große Ausdauer, selbst im schwierigen, unwegsamen Gelände. Nach einer erfolgreichen Trainingseinheit ist er zufrieden, ausgesprochen ausgeglichen und auch erschöpft. Bis jetzt haben wir mit Franjo die Grundlagen, die Anfänge des Markierens und die Freiverlorensuche erarbeitet. Da wir die Dummyarbeit nur als Hobby betrachten und keine Prüfungsambitionen haben, sind wir beim Training nicht zu detailverliebt, und üben nicht jede Teilsequenz auf Perfektion. Vielmehr sind wir auf Spaß aus. Franjo muss – anders als im Obedience – nicht perfekt in der Grundstellung sitzen oder den Dummy 100% korrekt tragen. Es reicht uns aus, wenn er uns den Dummy mit strahlenden Augen irgendwie in die Hände drückt. Keine Kompromisse gehen wir jedoch bei Konzentration und Ruhe, bei der Impulskontrolle und dem korrekten Abarbeiten der gefallenen Dummys ein. Und dies zahlt sich auch im Alltag und bei anderen Hundesportarten aus. Vor allem Impulskontrolle und Aufmerksamkeit haben sich deutlich verbessert.

Aber nicht alle belgischen Schäferhunde sind gleich. Die Ausprägung des Jagdverhaltens ist von Belgier zu Belgier verschieden. Wir kennen viele deren Hunde als Alternative Mantrailing oder Fährten betreiben und dabei aufblühen.

 

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Buchempfehlung

Da unsere Hundetrainerin des Vertrauens weiter entfernt wohnt, haben wir auf Ihrer Empfehlung hin das Training komplett nach dem Buch „Dummyfieber – Das ultimative Dummytrainingsbuch für Jederhund“ von Tina Schnatz aufgebaut.

Ich kann dieses Buch wirklich sehr empfehlen! Es ist sehr lesefreundlich, gut strukturiert und in verständlicher Form aufgebaut. Meiner Meinung nach ist es sowohl für Anfänger wie uns als auch Fortgeschrittene geeignet. Zu Beginn erläutert die Autorin die Grundlagen des Lernens und die Möglichkeiten des Trainingsaufbaus. Das Buch vermittelt sehr detailliert die Grundlagen und zeigt verschiedene Möglichkeiten, das Training aufzubauen. Sie beschreibt mögliche Schwierigkeiten und Stolpersteine im Training und bietet dafür auch verschiedene Lösungen an. Dabei berücksichtigt sie immer die Lerntheorie. Das Buch bringt ein breites Aufgabenportfolio mit, sodass man stets Inspiration findet und einem beim Training garantiert nie langweilig wird. Es ist ein ausgesprochen empfehlenswertes Buch für alle, die sich die Dummyarbeit selbständig aufbauen wollen oder müssen.

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